Immer mehr US Pickup Diesel erscheinen auf dem Markt, doch wie kommen sie überhaupt bei den Amerikanern an?
Es ist allgemein bekannt, dass die Amerikaner ihre Pickups lieben. Nicht umsonst gehören sie dort zum alltäglichen Straßenbild – groß, bullig und mit leistungsstarken V6 und V8 Triebwerken ausgestattet. Doch zunehmend werden dort die Pickup Trucks nun auch mit effizienten Dieselmotoren angeboten – doch kommen diese auch bei der Bevölkerung an?
In Europa, genauer gesagt in Deutschland, sind die Selbstzünder recht beliebt, tun sich jedoch nach dem Abgasskandal immer schwerer. Hier hat sich der Verkaufsanteil zuletzt von 46 auf rund 40 Prozent reduziert. Dagegen interessiert sich in den USA – bei Limousinen, SUV und Geländefahrzeugen – kaum jemand für Dieselmotoren. Etwas anders sieht es jedoch bei den Full-Size-Pickups (wie Ford F-150, Chevrolet Silverado oder Ram) aus, wobei man auch hier nicht wirklich von einem Dieseltrend sprechen kann.
Hersteller setzen auf US Pickup Diesel
Bei den richtig großen Pickup Trucks wie beim Ford F-250 / 350, Ram 2500 / 3500 oder Chevrolet Silverado Heavy Duty gehört der Diesel schon lange zum Modellprogramm. Nun beginnen die Hersteller allerdings allmählich auch bei ihren Massenmodellen auf die Selbstzündertechnik zu setzen. So ist zum Beispiel das meistverkaufte Fahrzeug in den USA, der Ford F-150 nun auch mit einem 250 PS starken Dieseltriebwerk zu haben. Dann gibt es noch den Ram 1500 mit einem 240 PS Diesel sowie den neuen Chevy mit seinem Reihensechszylinder-Diesel. Wie sich also erkennen lässt, stehen die US Pickup Diesel bereits in den Startlöchern.
Absatzzahlen der US Pickups
2017 konnten rund 897.000 Fahrzeuge der Ford F-Serie an den Mann gebracht werden, dies entspricht einem Zuwachs von enormen 9,3 Prozent. Rang zwei belegte, wenn auch mit spürbarem Abstand, der Chevrolet Silverado. Hier verkaufte der Hersteller General Motors (zusammen mit den Heavy-Duty-Modellen) 586.000 Fahrzeuge – nochmal 218.000 kommen vom edleren Schwestermodell GMC Sierra hinzu. Den dritten Platz belegte erneut die Marke Ram von Dodge mit ihren Modellen Ram 1500 – 3500, von denen knapp 500.000 Einheiten verkauft wurden.
Die Amis und Elektroautos
Wie sieht es eigentlich bei den Amerikanern in Sachen Elektroautos aus? Auch hier fällt die Bilanz recht nüchtern aus, wodurch man durchaus die Behauptung aufstellen kann, dass die Amerikaner kein Volk von elektrobegeisterten Autofans sind.
Elektromodelle wie beispielsweise Teslas Model S / Model X, der Nissan Leaf oder ein BMW i3 sind – wenn überhaupt – nur in diversen Millionenmetropolen in nennenswerten Anzahlen anzutreffen.
Mit zunehmender Zahl werden die amerikanischen Straßen von mächtigen Full-Size-Pickups geprägt. Was aber im Prinzip kein Wunder ist, schließlich gibt es diese Fahrzeuge zu einem wirklich günstigen Preis (im Vergleich zu Europa) und das mit leistungsstarken V6- / V8-Triebwerken mit bis zu 500 PS. Hinzu kommt die Tatsache, dass man sich hier über hohen Verbrauch auch weniger Gedanken machen muss als bei uns. Schließlich gibt es den nötigen Kraftstoff bereits schon für zwei bis drei Dollar für eine Gallone (3,8 Liter). Aber auch die enorme Alltagstauglichkeit der Gattung (Arbeit, Freizeit und generell eine Fahrzeug für alle Jahreszeiten) machen ihn so beliebt. Zudem mutieren die Pickups immer mehr zu Luxusmodellen – mit Fahrerassistenzsystemen, Hightech-Triebwerken, kompletter Vernetzung und einer Bequemlichkeit, die dem eines „normalen“ Autos in nichts mehr nachsteht.
Der Diesel in Amerika
Trotz des Umstandes, dass nun immer mehr US Pickup Diesel erhältlich sind, ist der Dieseltrend in den USA noch nicht so wirklich angekommen.
In den vergangenen 40 Jahren haben es auch europäische Hersteller immer wieder vergeblich versucht, ihre Selbstzündertechnik an den Mann zu bringen. Das Land der unbegrenzten automobilen Möglichkeiten interessiert sich schlicht und einfach nicht für die Vorteile, die ein Dieselmotor zu bieten hat – wie: Drehmoment, Reichweite oder Realverbrauch.
Vor knapp 10 Jahren verpuffte der letzte größere Dieseltrend in den USA. Grund dafür war der Versuch, den Diesel zu einem Hightechantrieb unter dem neuen Bluetec-Label zu vermarkten. Jedoch kam es bei Audi, BMW, Mercedes, Volkswagen und Porsche hierfür zu keiner gemeinsamen Einigung, wodurch jeder selbst sein eigenes Süppchen kochte und letztendlich – mehr oder weniger – scheiterte.
Heute haben die Hersteller Volkswagen, Audi und Porsche ihren Diesel komplett aus dem US-Programm genommen. Dagegen setzen Jaguar Land Rover und Mazda verstärkt auf Diesel-SUVs auf dem US-Markt.
Einer der Hauptgründe, warum Pkw-Dieselmodelle nicht so recht in den USA zünden wollen ist, dass der Dieselkraftstoff hier nicht subventioniert wird. In den meisten europäischen Ländern dagegen, ist der Diesel steuerbegünstigt und somit billiger als der Benzinkraftstoff. In den Vereinigten Staaten allerdings ist der Dieselkraftstoff rund 10 bis 20 Prozent teurer als der Normkraftstoff.
Ob sich an dem aktuellen Diesel-Desinteresse der Amerikaner in naher Zukunft etwas ändert bleibt also abzuwarten. Die US Pickup Diesel könnten jedoch die Einleitung eines Richtungswechsel darstellen.