Nur kurze Zeit nachdem der italienische Hersteller Fiat seinen ersten 125er herausbrachte, rollten im polnischen FSO-Werk (1967) bereits die ersten Polski Fiat 125p (Lizenz-Nachbau) vom Band.
Während die ersten Fahrzeuge ausschließlich aus Limousinen bestanden, erweiterte man einige Jahre später die Modellpalette um eine Kombi- und Pickup-Version.
Lizenzvertrag mit Fiat
Die FSO (Fabryka Samochodów Osobowych / zu deutsch: Fabrik für Personenwagen) ging am 22. Dezember 1965 erneut eine Partnerschaft mit Fiat ein (erstmals in den 30er Jahre), indem man einen Lizenzvertrag unterzeichnete.
Dieser Vertrag endete jedoch im Jahr 1982, wodurch man ab ´83 den Markennamen FSO für seine Modelle verwendete (FSO 125p). Diese Bezeichnung wurde schließlich bis zum Produktionsende 1991 beibehalten.
Polski Fiat 125p
Am 28. November 1967 begann man somit – unter Lizenz der italienischen Fiat Gesellschaft – mit der Produktion des Mittelklassewagen Polski Fiat 125p bei der FSO in Warschau.
Das Fahrzeug bestand im Prinzip aus zwei Fiat-Modellen. Während man Karosserie und Fahrwerk vom Fiat 125 übernahm, stammten die Motoren und Innenausstattung vom Fiat 1300/1500. Später übernahm man noch eine Reihe von weiteren Antriebseinheiten von Polonez.
Für die jeweilige Kraftübertagung sorgte anfangs ein manuelles Viergang-, später ein Fünfgang-Schaltgetriebe.
1972 ergänzte man das Angebot um eine Kombi-Version. Auch stellte man in diesem Zeitraum erstmals eine Pickup-Version vor, welche jedoch erst drei Jahre später in Serie ging.
Während des gesamten Produktionszeitraum (von 1967 bis 1991) hatte man zahlreiche Modernisierungen am 125p vorgenommen. Dabei dürfte wohl das größte Update 1975 stattgefunden haben, wo man die Karosserie sowie den Innenraum signifikant veränderte.
Insgesamt wurde der Poski Fiat 125p (oftmals in abgeänderten Versionen) in über 80 Länder der Welt exportiert, darunter: die Mitglieder des Warschauer Paktes, westeuropäische Länder wie Großbritannien, Frankreich oder die Bundesrepublik Deutschland, südamerikanische Länder wie Kolumbien und asiatische Länder wie die Volksrepublik China.
Anfangs stellte der Fiat 125p (zumindest in Osten) ein Luxusgut dar, das nur für gut Betuchte erschwinglich war – die 125p Limousine kostete 1969 23.500 DDR-Mark / 6.560 D-Mark. Dies änderte sich Anfang der 1980er Jahre, als die FSO die Konstruktion vereinfachte, indem man u.a. diverse Ausstattungsoptionen vermied und Chrom durch Kunststoff ersetzte. Dieser Umstand führte jedoch dazu, dass das Fahrzeug nur noch zum Schatten seines Vorgängers wurde und über dessen Qualitätsmängel oft geklagt wurde. Unter anderem war dies auch ein Grund dafür, dass die Rechte an der Marke Fiat 1983 widerrufen wurden.
Polski Fiat 125p Pickup von 1972 bis 1982
Der Polski Fiat 125p Pickup debütierte erstmals 1972 und kam schließlich 1975 in die Serienproduktion.
Der polnische Pickup unterschied sich im Frontbereich grundsätzlich nicht von den anderen Karosserie-Versionen. Neben einer rund 2,5 m² großen Ladefläche zeichnete sich das Chassis des Pickups noch durch eine verstärkte Struktur aus. Zudem versah man das Fahrzeug hinten mit einer Starrachse und dickeren Blattfedern.
1979 erlangte der Pickup eine Tragfähigkeit von bis zu 550 kg. Möglich machten dies diverse Modifikationen an Fahrwerk, Hinterachse und Getriebe sowie verstärkte Radhausschalen.
In Sachen Antrieb bediente sich der Polski Fiat 125p Pickup ebenfalls aus den Fiat Modellen 1300/1500.
Motorenpalette:
- 1,3-Liter-Vierzylindermotor: 44 kW/60 PS und 103 Nm Drehmoment
- 1,5-Liter-Vierzylindermotor mit 51 kW/ 70 PS und 113 Nm Drehmoment
Ab 1975 bekamen die Triebwerke ein Upgrade wodurch sie beide ein Plus von 5 PS verzeichnen konnten und somit nun 65 PS bzw. 75 PS leisteten.
Alle Pickup-Versionen waren mit Heckantrieb ausgestattet, eine Allradversion wurde nie angeboten.
125p Pickup Langmodell
Im Jahr 1981 verlängerte man den Laderaum des polnischen Lastenesels um 20,9 cm, wobei die kurze Version noch bis ´83 weiter produziert wurde.
Diese lange Version des Polski Fiat 125p Pickups hat man den Finnen zu verdanken. Dabei hat ein finnischer Importeur eine Bestellung geordert – unter der Voraussetzung, dass die Version eine erhöhte Ladekapazität aufweist. Grund hierfür war die günstigere Besteuerung von Nutzfahrzeugen, deren Bedingung eine mindestens 185 cm Ladefläche war. Hier war der vorherige FSO Pickup mit seiner 1.735 x 1.300 x 370 mm schlichtweg zu kurz. In der FSO entschied man diesen Wunsch zu erfüllen, da man wusste, dass sich ein solches Fahrzeug auch auf anderen Märkten besser verkaufen ließ. Somit wuchs das komplette Fahrzeug von 4.234 mm auf 4.443 mm Länge an.
Fiat 125p Pickup in den USA
Mitte der ´70er Jahre erwog man auch die Pickup-Variante auf dem nordamerikanischen Markt einzuführen. Dabei sollte das Fahrzeug mit Stoßdämpfern – ähnlich denen des Volvo 164 – einem V4- Motor und einem Ford-Getriebe ausgestattet werden um dort die strengeren Abgasnormen und ein anderes Federungssystem erfüllen zu können. Während man in Falenica (Bezirk von Warschau) nur eine Kopie des Prototyps baute und testete, wurden 1975 in den USA insgesamt drei Fiat 125p Pickup-Versionen auf US-Anforderungen getrimmt und getestet. Im Jahr 1980 verwarf man jedoch diesen Gedanken wieder, wodurch der polnische Pickup nie in den USA vermarktet wurde.
FSO 125p Pickup von 1983 bis 1991
Mit dem Ablauf der Lizenzvereinbarung verlor man auch das Recht den Lizenznamen Fiat zu verwenden, woraufhin man ab 1983 den Namen der Modelle in FSO 125p abänderte.
In den darauffolgenden Jahren verschlechterte sich jedoch die Vermarktung merklich, weshalb man schließlich am 29. Juni 1991 die Produktion in der Warschauer Autofabrik komplett einstellte.
Der Nachfolger des FSO 125p Pickup war der FSO Polonez Truck, der bereits 1988 in Produktion ging.
Info: Die 125p Pickup-Version durchlief sämtliche Modernisierungen und Veränderungen, die man auch bei der Limousine vornahm.
Insgesamt produzierte man von 1967 bis 1991 fast 1,5 Millionen Einheiten des Typs 125p. Das letzte vom Band rollende Fahrzeug kam ins Technikmuseum in Warschau, wo es heute als Ausstellungsstück bewundert werden kann.
Durch den Umstand, dass das Produktionsniveau der Pickup-Versionen nur einen kleinen Prozentsatz der Gesamtmarke ausmachte und zudem die meisten davon ins Ausland gingen, sind die Modelle heute sehr begehrte Sammlerstücke.
Video – FSO Fiat 125p Pickup LONG
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